Suchen

Das Tagebuch im Theater, im Film und als Graphic Diary: Bereits in den frühen 1950er Jahren entsteht eine erste Bühnenversion des Tagebuchs. Über die Jahre machen zahlreiche Adaptionen des Tagebuchs in Film, Fernsehen, Musik, Schauspiel, Tanz, Graphic Diary und Ausstellungen die Geschichte Anne Franks einem sehr breiten Publikum zugänglich.

Das Tagebuch auf der Bühne


Meyer Levin, der sich für die Veröffentlichung des Tagebuchs und für dessen Erfolg im englischen Sprachraum eingesetzt hatte, beginnt 1952 an einer Dramatisierung des Stoffes für die Bühne zu arbeiten. Seine Version gefällt den Theaterproduzenten jedoch nicht, und es kommt zu einem jahrelangen Rechtsstreit.


Ende Jahr 1953 werden die beiden erfolgreichen Drehbuchautoren Albert Hacket und Francis Goodrich-Hacket beauftragt, eine Theaterfassung zu erstellen. Am 5. Oktober 1955 findet die Uraufführung ihres Stücks am New Yorker Broadway statt. Die Aufführung wird zu einem Publikumserfolg: Die Truppe spielt 717 Vorstellungen in zwei Jahren, rund eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer sehen das Stück. Die beiden Autoren erhalten für die Dramatisierung des Tagebuchs den Pulitzerpreis.

Das Theaterstück von Hacket und Goodrich ist stellenweise eine ziemlich freie Interpretation des Tagebuchs: Sie haben Charakterzüge überzeichnet und einige Szenen erfunden. Dass Anne Frank ein jüdisches Mädchen war, deshalb verfolgt wurde und schliesslich im KZ Bergen-Belsen einen qualvollen Tod starb, ist in ihrer Bearbeitung nebensächlich. Sie machten Anne Franks Tagebuch zu einem Zeugnis «eines reinen Herzens aus einer Zeit des Grauens», wie in einem Artikel zu lesen war. Da die Theaterfassung zeitweise bekannter ist als die Buchausgabe, setzt sich dieses Bild von Anne Frank durch – das Mädchen, das «trotz allem (…) an das Gute im Menschen» glaubte, wie die Figur Otto Frank am Schluss des Stücks sagt.

2.16358008.jpg

Otto Frank mit Susan Strasberg. Sie spielte am Broadway Anne Frank. © Anne Frank Fonds Basel

1997 überarbeitet Wendy Kesselman im Auftrag des Anne Frank Fonds das Theaterstück aus den 1950er Jahren. Ihre Version orientiert sich wieder mehr am Originaltext des Tagebuchs. Sie ergänzt das Stück darüber hinaus mit einigen damals neu veröffentlichten Teilen des Tagebuches. In ihrer Version ist der historische Kontext deutlicher wahrnehmbar und die Figur der Anne stärker sichtbar.

the-diary-of-anne-franck-profile.jpg

Plakat der Broadwayversion von 1997 mit Natalie Portman als Anne Frank.

2014 schliesslich, beinahe sechzig Jahre nach der ersten Dramatisierung, kommt mit «Anne» von Leon de Winter und Jessica Durlacher ein völlig neues Stück auf die Bühne. Das Stück ist in eine Rahmenhandlung eingebettet: Nach dem Krieg erzählt Anne Frank einem Verleger von ihrem Tagebuch und versetzt die Zuschauenden ins Jahr 1942 zurück, als sie zum 13. Geburtstag das Tagebuch erhält. Während die Rolle von Otto Frank etwas zurückgestellt wird, erhält die Komplexität der Beziehung zwischen Mutter und Tochter in der Bearbeitung von de Winter und Durlacher grösseres Gewicht. Die Handlung führt auch über das Tagebuch hinaus. Das Publikum wird Zeuge des Überfalls auf das Hinterhaus und sieht, wie die acht Untergetauchten abgeführt werden. Die Leidensgeschichte von Anne und Margot Frank endet mit ihrem Tod im KZ Bergen-Belsen.

4._anne_1.jpg

ANNE in Amsterdam, 2015. © Anne Frank Fonds Basel

2.-anne_1.jpg

ANNE in Amsterdam, 2015. © Anne Frank Fonds Basel

10.-anne_7.jpg

ANNE in Amsterdam, 2015. © Anne Frank Fonds Basel

150825_fantitsch_edt_anne035.jpg

Deutschsprachige Uraufführung von ANNE in Hamburg 2015.

150825_fantitsch_edt_anne150.jpg

Deutschsprachige Uraufführung von ANNE in Hamburg 2015.

Film


1959 entscheidet sich die Produktionsfirma Twentieth Century Fox, das Tagebuch zu verfilmen. Wiederum schreibt das Ehepaar Goodrich und Hacket das Drehbuch, George Stevens übernimmt die Regie. Für die Hauptrolle wird das 19-jährige Modell Millie Perkins gewählt, die Rolle des Vaters spielt Joseph Schildkraut. In einer ersten unveröffentlichten Version sieht man Anne Frank in einem Konzentrationslager. Diese Szene wurde in der Endfassung herausgeschnitten, da sie das Publikum zu sehr erschrecken könnte. Der Film, für acht Oscars nominiert, von denen drei tatsächlich verliehen werden, ist ein mässiger Erfolg.

Trailer der amerikanischen Verfilmung des Tagebuchs von George Stevens unter dem Titel «The Diary of Anne Frank», 1959.

Anne Franks Leben wird in verschiedenen Ländern und mit unterschiedlicher Absicht immer wieder von Neuem verfilmt.
 

In jüngster Zeit sind in Zusammenarbeit mit dem Anne Frank Fonds zwei Filme entstanden:
 

Mit dem preisgekrönten ARD-Doku-Drama «Meine Tochter Anne Frank» wird die Geschichte aus der Sicht des Vaters Otto Frank erzählt. Der Fernsehfilm vereint erzählerische Elemente mit dokumentarischen Fragmenten, in welchen sowohl Freundinnen und Freunde von Anne Frank als auch Otto Frank, Hannah Pick-Goslar und Annes Cousin Buddy Elias zu Wort kommen. Der Film entsteht als Koproduktion des Hessischen Rundfunks, des Westdeutschen Rundfunks und des Rundfunks Berlin-Brandenburg.

Trailer des ARD Dokudramas «Meine Tochter Anne Frank», 2015.

Ein Jahr später feiert die Literaturverfilmung «Das Tagebuch der Anne Frank» am 16. Februar 2016 im Rahmen der 66. Berlinale Premiere. Unter der Regie von Hans Steinbichler fokussiert der Film auf die persönliche Entwicklung von Anne, die ihre Pubertät unter kritischen und gefährlichen Bedingungen im Versteck erlebt. Dabei werden Annes Texte in Szenen umgesetzt. Die Tagebucheinträge werden häufig wörtlich gesprochen, und Anne blickt den Zuschauer dabei direkt an. Der Film will damit die Geschichte von Anne Frank in einer modernen Version einer neuen Generation Jugendlicher zugänglich machen.

Trailer der Literaturverfilmung «Das Tagebuch der Anne Frank », 2016.

Graphic Diary


Im Jahr 2017 bringt der Anne Frank Fonds das Tagebuch als Graphic Diary heraus. Das Graphic Diary basiert auf Anne Franks Originaltext und ausgewählten Dialogen aus dem Tagebuch.

illustration_graphic_diary_illustration_12.jpg
graphic_diary_illustration_18.png
illustration_20_-_cover.jpg

Das Graphic Diary von Ari Folman und David Polonsky erschien 2017.

Die Adaption durch den Drehbuchautor und Filmemacher Ari Folman und den Illustrator David Polonsky macht das Tagebuch durch Illustrationen nachvollziehbar und vermittelt dabei auch den historischen und gesellschaftlichen Kontext, in dem es geschrieben wurde.
 

Das «Graphic Diary» wurde bisher weltweit in mehr als 20 Sprachen veröffentlicht. Damit ergänzt der Anne Frank Fonds die bestehende verbindliche Lesebuchausgabe und die Gesamtausgabe.

Making of des Graphic Diary. © Anne Frank Fonds Basel