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«Ich hoffe, dass ich auch so gut Schlittschuh fahren lerne, wie Bernd (...) vielleicht könnten wir später zusammen auftreten»

Brief Anne Frank an Alice Frank, 13. Januar 1941

Buddy (Bernd), 1925 in Frankfurt geboren und in Basel aufgewachsen, ist der Cousin von Anne. Er wird nach seiner internationalen Karriere als Eisclown und Schauspieler Präsident des Anne Frank Fonds in Basel.

Kindheit und Jugend


Bernhard Paul Elias (Buddy) kommt am 2. Juni 1925 in Frankfurt am Main zur Welt. Seine Mutter Helene (Leni) ist Otto Franks jüngste Schwester und Annes Tante.
 

Leni und ihr Mann Erich wohnen bei der Geburt ihrer Söhne Stephan (*1921) und Bernhard im Haus der Grossmutter Alice Frank. Als die Weltwirtschaftskrise die ökonomische Situation der Familie verschlechtert, zieht Erich Elias 1929 nach Basel, um dort eine Niederlassung der Firma Opekta aufzubauen. Die Firma stellt Geliermittel für Konfitüren her. Zwei Jahre später folgen Leni und die beiden Söhne, 1933 Lenis Mutter Alice Frank.

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Buddy und sein Bruder Stephan, Frankfurt um 1927/28. © Anne Frank Fonds Basel

Die Familie Elias lebt in Basel zunächst an der Gundeldingerstrasse, in der Nähe der Kunsteisbahn Margarethen. Hier besuchen Buddy und sein älterer Bruder Stephan auch die Primarschule.

Die Familie Frank hat einen engen Zusammenhalt: Otto Frank besucht regelmässig Schwester und Schwager in Basel und nimmt dabei auch Margot und Anne mit. Auch in den Sommerferien treffen sich die Kinder bei gelegentlichen Besuchen in Sils Maria bei Olga Spitzer, einer Verwandten. Buddy versteht sich gut mit seinen Cousinen, besonders mit der vier Jahre jüngeren Anne. Eine gemeinsame Leidenschaft der beiden ist das Schlittschuhlaufen.

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Buddy und sein Bruder Stephan, Frankfurt. © Anne Frank Fonds Basel

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Buddy mit Margot beim gemeinsamen Spiel. © Anne Frank Fonds Basel

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Buddy und Stephan an der Gundelingerstrasse, Basel. © Anne Frank Fonds Basel

«Jede freie Minute bin ich auf der Kunsteisbahn. (...) Ich nehme jetzt regelmässig Unterricht im Eiskunstlaufen, da lernt man Walzer, Springen und alles Mögliche, was zum Eiskunstlauf dazu gehört. (...) Ich hoffe, dass ich auch so gut Schlittschuh fahren lerne wie Bernd. (...). Bernd, vielleicht könnten wir später zusammen auftreten, aber dann muss ich erst mal ganz schön viel üben, um so weit zu kommen, wie du jetzt bist.»

Brief Anne Frank an Alice Frank, 13. Januar 1941

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Buddy auf der Schlittschuhbahn, Basel um 1937. © Anne Frank Fonds Basel

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Buddy auf der Schlittschuhbahn, Basel um 1937. © Anne Frank Fonds Basel

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Buddy mit Eisclownkollege bei einem Auftritt im Januar 1941. © Anne Frank Fonds Basel

Ab 1935 besucht Buddy Elias in Basel das Realgymnasium. Vier Jahre später wechselt er in die Handelsschule. Daneben treibt Buddy viel Sport, im Winter auf der Eiskunstbahn, im Sommer macht er Leichtathletik. 1941 wird die Familie Elias staatenlos – dies aufgrund einer Verordnung, die allen deutschen Juden, die sich ausserhalb Deutschlands aufhalten, die Staatsbürgerschaft aberkennt. Zwei Anträge um Aufnahme in das Schweizer Bürgerrecht nach 1936 und im Februar 1942 bleiben erfolglos.

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Geburtstagsbrief von Anne an ihren Cousin Buddy, 1942. © Anne Frank Fonds Basel

Am 3. Juni 1942 schreibt Anne einen Geburtstagsbrief an ihren Cousin Buddy. Es ist der letzte direkte Kontakt zwischen den beiden. Einen Monat später, am 6. Juli, verlassen die Franks ihre Amsterdamer Wohnung am Merwedeplein und gehen ins monatelang vorbereitete Versteck.

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Leni mit ihren Söhnen Buddy (rechts) und Stephan (links), Basel um 1932. © Anne Frank Fonds Basel

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Buddy mit seinem Vater in Basel. © Anne Frank Fonds Basel

Buddy & Baddy


Buddy Elias schliesst 1943 die Schule ab und beginnt eine Lehre als Optiker. Er bricht sie 1944 nach kurzer Zeit ab und macht eine Ausbildung zum Schauspieler an den Konservatorien Basel und Zürich. 1946 folgen erste Engagements in kleineren Rollen in Bern, Basel und Winterthur. 1947 meldet sich sein Freund Otto Rehorek bei ihm. Die beiden Eisclowns, die mit ihren humoristischen Einlagen bereits als Jugendliche unter dem Namen «Buddy und Baddy» in der ganzen Schweiz aufgetreten waren, erhalten ein Angebot, in der Show «Holiday on Ice» als Clowns aufzutreten. Vierzehn Jahre tourt Buddy mit der Truppe durch die ganze Welt und schreibt von unterwegs wöchentlich Briefe an die Familie in Basel.

Buddy und sein Eis-Partner Otto Rehorek. © Anne Frank Fonds Basel

Schauspielkarriere


1961 kehrt Buddy nach Basel zu seiner Familie an die Herbstgasse zurück. Er beginnt wieder als Schauspieler zu arbeiten. Es folgt eine Bühnen- und Fernsehkarriere im deutschsprachigen Europa und in England.
 

1965 heiratet er die österreichische Schauspielerin Gertrud Wiedner (Gerti). Sie bekommen zwei Söhne: 1966 Patrick, 1971 Oliver.

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Hochzeit von Buddy und Gertrud (Gerti) Wiedner, 1965. © Anne Frank Fonds Basel

Gerti und Buddy Elias stehen in dieser Zeit oft zusammen auf deutschen Bühnen. Die Familie zieht 1969 nach Bremen, 1972 für eine Saison nach Mannheim, dann leben sie einige Jahre in Berlin, bis sie 1986 nach Basel zurückkehren. Gerti übernimmt von ihrer Schwiegermutter Leni Elias deren Antiquitätengeschäft und führt es noch fünfzehn Jahre weiter.

Buddy Elias und der Anne Frank Fonds


1986 wird Buddy als Stiftungsrat in den Anne Frank Fonds Basel gewählt. 1996 wird er ehrenamtlicher Präsident des Fonds und engagiert sich intensiv für das Vermächtnis von Anne und Otto Frank. Bis zu seinem Tod im März 2015 setzt er sich dafür ein, mit dem Tagebuch erzieherisch gegen Antisemitismus und Diskriminierung zu wirken. Wie sein Onkel Otto sieht er Anne Franks Text als Zeitdokument für die Friedens- und Dialogarbeit zwischen Menschen. Zusammen mit seiner Frau verantwortet er das karitative Engagement des Fonds, das die Stiftung auch nach seinem Tod weiterführt.

Buddy über sein Engagement für den Anne Frank Fonds. © Anne Frank Fonds/AVE